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JOURNALISTISCHE RECHERCHE MIT TWITTER

Die Grundlage der journalistischen Arbeit ist Recherche. Keine Meldung und kein Beitrag kommen ohne eine Prüfung der Informationen aus. Mit der Erweiterung der klassischen Medien um Onlinepräsenzen und Social Media eröffnen sich weitere Möglichkeiten der Recherche, aber ebenso neue Anforderungen an den Journalismus. Informationen stehen im Internet frei und ungefiltert zur Verfügung und über Facebook und andere Plattformen erfahren Menschen live von aktuellen Entwicklungen. Andererseits dienen Blogs und soziale Netzwerke den unterschiedlichsten Personen als Medien, um Erfahrungen, Erlebnisse und Meinungen zu teilen und zu veröffentlichen. Für Journalisten stellt sich die Herausforderung zeitnah, aber fundiert Nachrichten zu liefern und sich von den Laien durch journalistisches Werkzeug abzuheben. Zugleich sind die Interessen und Bedürfnisse der Leser und des Publikums nicht aus dem Blick zu verlieren. Vor allem der Recherche kommt eine wichtige Aufgabe zu, da Falschmeldungen und Fakes eine große Rolle im Internet spielen. Das Prüfen und Sammeln von Fakten stützt sich auf verschiedene Recherchequellen. Das Zwei-Quellen-Prinzip und eine kritische Perspektive sind die Basis für Beiträge im Journalismus. Hier bilden journalistische Werkzeuge zur Analyse von Informationen die Abgrenzung zum interessierten Blogger oder YouTuber. Seit Jahren ergänzt der Onlinejournalismus den klassischen Journalismus, der sich über die Zeitung und den Rundfunk hinaus entwickelt. Um bei den Themen, die die Gesellschaft bewegen, aktuell zu bleiben, ist eine Beschäftigung mit Social Media für Journalisten unumgänglich. Zugleich bieten Plattformen wie Twitter neue Wege der Recherche, der Veröffentlichung, der Profilierung und der Information für Redaktionen und Journalisten.

TWITTER UND DER JOURNALISMUS

Twitter gehört im Vergleich zu Facebook oder Instagram zu den weniger frequentierten Social-Media-Kanälen in Deutschland. Seine Bedeutung für Journalisten liegt in der Aktualität der Meldungen. Der Arabische Frühling und die entsprechenden Beiträge im Netz ist ein Beispiel für die seit Jahren steigende Relevanz von solchen Diensten. Twitter ist mit Vorort-Berichten und Augenzeugen eine Quelle für aktuelle Ereignisse auf der gesamten Welt, die das journalistische Blickfeld bei der Themenwahl erweitern. Wie auf anderen Plattformen geben die Trends und meist gefavten Tweets einen Eindruck davon, welche Themen die Nutzer bewegen. Als Recherchetool, für die Verbreitung von Nachrichten oder Dialogplattform bietet das Netzwerk seine Vorteile. Im Vergleich zu Facebook entscheidet nicht ein Algorithmus, was Nutzer zu sehen bekommen. Mehr als 300 Millionen Menschen auf der Welt nutzen monatlich das Netzwerk. Für Redaktionen und Journalisten ist es eine Plattform zur Information und Vermarktung und ermöglicht den direkten Kontakt mit dem Leser. Im Vergleich zu klassischen Printmedien stellt der Mikroblogging-Dienst mit seinen auf eine Zeichenanzahl begrenzten Tweets eine prägnante Form der Kommunikation dar.

Für die Recherche eröffnen sich Kontakte abseits ausgetretener Wege. Nischenthemen, Experten oder aktuelle Diskussionen lassen sich über die Suche finden, abonnieren und vereinfachen es, bei Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Das funktioniert durch das Folgen von Accounts, die wiederum Meldungen retweeten, kommentieren oder faven. Damit erweitert sich das Themenspektrum der eigenen Timeline exponentiell. Die journalistische Nutzung erfordert Aufmerksamkeit bei der Prüfung der jeweiligen Profile. Verifizierte Accounts sind an einem blauen Häkchen zu erkennen. Bei anderen gilt es, die Informationen bei den persönlichen Angaben zu prüfen.

JOURNALISTISCHE RECHERCHE AUF TWITTER

Twitter als Recherchetool bietet Journalisten Informationen zu Trends, aktuellen Geschehnissen und Kontakt zu Experten, Meinungsführern und Betroffenen. Um die Plattform als professionelles Tool zu nutzen, gibt es verschiedene Wege. Ohne eigenen Account lassen sich Tweets von Personen oder zu ausgewählten Themen über die Suchfunktion lesen. Der einfachste Weg ist ein eigener Account, der mit Listen für Fachbereiche oder Personenkreise wie Wissenschaftler, Politiker oder Prominente für mehr Übersicht sorgt. Die Listen sind getrennt von der Timeline, sodass sich aktuelle Meldungen nicht mit themenspezifischen vermischen. Um Personen oder Institutionen zu finden, gibt es zwei Varianten: Eine Suche über die Suchfunktion mit entsprechenden Namen oder durch Schlagworte liefert eine Vielzahl von Ergebnissen. Ein zweiter Weg ist über Personen, die bekannt sind, neue relevante Profile zu finden. Das funktioniert durch das Prüfen, welchen Accounts diese Person folgt.

Hashtags sind wie Schlagworte, sie sind mit einer Raute versehen und erleichtern die themenspezifische Suche. Wer zu Themenbereichen recherchiert und nicht spezielle Ansprechpersonen sucht, hat mit Hashtags ein Tool um Tweets zum Thema zu finden. Eine weitere Möglichkeit ist die erweiterte Suchfunktion von Twitter, die Operatoren anbietet, um Suchbegriffe zu verfeinern. Die journalistische Recherche lässt sich durch weitere Tools vereinfachen. Eines der einfachsten Tools, das für mehr Übersichtlichkeit bei der Twitternutzung sorgt, ist TweetDeck. Twitter zeigt zunächst die Timeline an und Listen, Hashtags oder Mitteilungen sind durch einzelne Klicks zu erreichen. TweetDeck bietet eine Übersicht über alle Aktionen. In Form von Säulen lassen sich die Timeline, die Listen oder Suchmaske so arrangieren, wie es dem Nutzer am übersichtlichsten erscheint. Andere Tools analysieren zum Beispiel die Häufigkeit von Hashtags und korrelierende Begriffe.

WELCHE VORTEILE BIETET TWITTER JOURNALISTEN?

Journalisten haben auf Twitter die Möglichkeit, sich als Experten auf ihren beruflichen Bereichen zu präsentieren und bei aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Über Kommentare oder Nachrichten treten Nutzer direkt miteinander in Kontakt und geben Feedback zu Artikeln und Beiträgen. Am einfachsten ist der Dienst für die journalistische Recherche zu nutzen, wenn ein eigener Account vorhanden ist. Der setzt zeitliches Engagement voraus und bietet im Austausch zahlreiche Informationen und Recherchequellen. Je beliebter der eigene Account ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, an nützliche Informationen zu gelangen. Bei diesem Netzwerk ist die sogenannte Followerpower nicht zu unterschätzen. Nicht immer sind die eigenen Kontakte in der Lage, eine Frage zu beantworten, oder haben Erfahrungen oder Hinweise zu einem Thema. Durch Retweets oder Hashtags erreicht ein Tweet einen Kreis außerhalb der eigenen Kontakte. So besteht die Option, dass einer der Kontakte der Follower reagiert oder andere Accounts über Informationen verfügen. Der wesentliche Vorteil von Twitter ist die mögliche Reichweite einer Suche oder Frage. Die Plattform ist wie Instagram oder Facebook ein Weg, Prominenten und Personen von öffentlichem Interesse zu folgen. Aussagen und Gerüchte über diese lassen sich durch deren Äußerungen verifizieren, ohne auf Interviews oder persönliche Gespräche zu warten. Im Onlinejournalismus ist ein Gespür für Trends und aktuelle Themen entscheidend. Die Timeline und die Twittertrends zeigen Journalisten, was die Nutzer bewegt und eröffnen andere Perspektiven auf Geschehenes. Das direkte Feedback durch Personen, die Tweets kommentieren oder faven, trägt dazu bei, neue Perspektiven und ein kritisches Beurteilen der eigenen Leistung zu entwickeln.

DIE GRENZEN DER JOURNALISTISCHEN ARBEIT MIT TWITTER

Twitter ermöglicht verschiedene Wege, um als Journalist zu recherchieren. Dennoch ist ein professioneller, durchdachter Umgang mit diesem Medium im Journalismus wichtig. Eine Recherche über die Plattform ist nur eine Variante. Sie ist durch weitere Methoden, wie persönliche Gespräche und dem Nachprüfen oder Verwenden anderer Quellen abzusichern. Bei den Trends oder Stimmungen, die zu finden sind, sind die Nutzerzahl und die Zusammensetzung der Nutzer zu berücksichtigen. Ein Twittertrend bildet noch lange kein Stimmungsbild der gesamten Bevölkerung. Mit Blick auf die Diversität der Quellen sind die eigenen Follower und die Timeline zu prüfen, um ein ausgewogenes Bild zu erhalten. Daher gilt es vor allem bei der journalistischen Arbeit mit Twitter, vorab Standards und Regeln festzulegen, die die Neutralität und den kritischen Blick wahren. Ein Tweet umfasst maximal 280 Zeichen, die sich im Nachhinein nicht mehr korrigieren lassen. Daher ist eine der Anforderungen an Journalisten beim Twittern, komplexe Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen. Was für Redaktionen und Redakteure gilt, umfasst ebenso die Nutzung durch freie Journalisten: Festgelegte Standards helfen beim Umgang mit den negativen Seiten wie Shitstorms. Medienjournalisten weisen darauf hin, dass die Plattform für Journalisten nie nur rein privat ist. Bei einem öffentlichen Medium verknüpfen Follower private Äußerungen eines Journalisten mit seiner Anstellung oder dem Dienst bei einer Zeitung. Dennoch bedeutet eine völlige Abstinenz von Social-Media-Kanälen, deren Potenzial ungenutzt zu lassen, und den Blick für ein großes Publikum zu verlieren.

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